"Ich weiss, dass ich nichts weiss" oder doch?

Meer

Sokrates redet mit einem Ozeanforscher über die größte Bedrohung der Menschheit.  

Sokrates:  
Mein Freund, ich gestehe dir, dass ich, wie stets, nur eines weiß: Dass ich nichts weiß. Nun, man spricht viel über diese sogenannte Klimakrise. Doch wie können wir mit Sicherheit sagen, dass sie real ist und nicht nur eine Vorstellung? Es scheint mir, dass uns die Beweise fehlen. 

Ozeanforscher: 
Sokrates, deine Bescheidenheit im Wissen ehrt dich. Doch lass mich dir einige Beobachtungen aus meiner Forschung erläutern, die nicht auf bloßen Vermutungen, sondern auf harter Wissenschaft beruhen. Der Ozean, den ich erforsche, erzählt uns eine eindeutige Geschichte. 

Sokrates: 
Der Ozean spricht zu dir, sagst du? Wie faszinierend. Doch sagen nicht viele Menschen unterschiedliche Dinge über denselben Ozean? Was lässt dich glauben, dass deine Interpretation wahrer ist als andere? 

Ozeanforscher:  
Der Ozean selbst liefert uns klare, messbare Daten. Über die Jahre haben wir gesehen, wie sich die Temperaturen der Meere kontinuierlich erhöhen. Die Gletscher schmelzen, und der Meeresspiegel steigt stetig an. Dies sind keine Meinungen, Sokrates, sondern Tatsachen, die von Thermometern und Satelliten unmissverständlich erfasst werden. 

Sokrates: 
Tatsachen, sagst du? Doch sind es nicht nur Zahlen, die wir deuten? Könnte es nicht auch natürliche Schwankungen geben, die wir nicht verstehen, weil unser Wissen über die Natur begrenzt ist? 

Ozeanforscher: 
Zweifel an den Grenzen unseres Wissens sind berechtigt, doch nicht jede Unwissenheit bedeutet, dass wir nichts wissen können. Über lange Zeiträume haben wir Modelle entwickelt, die das Klima und seine natürlichen Schwankungen untersuchen. Die Veränderungen, die wir derzeit erleben, sind weitaus schneller und intensiver als alles, was wir in den vergangenen Jahrtausenden gesehen haben. Der menschliche Einfluss – insbesondere durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen – ist dabei klar zu erkennen. 

Sokrates:   
Du sprichst also von Modellen. Aber wie können wir gewiss sein, dass diese Modelle richtig sind? Sind sie nicht, wie alles, was der Mensch erschafft, fehlerhaft? 

Ozeanforscher:   
In der Tat, kein Modell ist perfekt. Doch die Übereinstimmung vieler verschiedener Modelle und der unabhängigen Messdaten aus der Realität gibt uns großes Vertrauen in ihre Vorhersagen. Wir sehen, wie der Kohlendioxidgehalt in der Atmosphäre steigt – und parallel dazu die Erwärmung des Planeten. Diese Korrelation ist konsistent, nicht nur in einem Modell, sondern in vielen. Es ist wie ein Puzzle, bei dem jedes Stück exakt passt. 

Sokrates:   
Ich beginne zu sehen, dass es eine Art von Harmonie in diesen Beweisen geben mag. Doch du sprichst von einer Krise. Ist es nicht übertrieben, diese Veränderungen als größte Bedrohung der Menschheit zu bezeichnen? 

Ozeanforscher: 
Lass uns einen Moment innehalten und betrachten, was diese Veränderungen bedeuten. Wenn der Meeresspiegel steigt, werden Küstenstädte überflutet. Hunderte Millionen Menschen könnten ihre Heimat verlieren. Die Erwärmung der Ozeane stört die Nahrungsketten, die das Leben im Meer und letztlich auch das Leben an Land unterstützen. Wetterextreme wie Hitzewellen, Dürren und Überschwemmungen nehmen zu und bedrohen unsere Nahrungsmittelversorgung. Dies sind keine hypothetischen Bedrohungen – wir sehen sie bereits geschehen. 

Sokrates:   
Du sagst also, dass das, was wir als isolierte Ereignisse betrachten könnten, Teil eines größeren Musters ist, das unsere Existenz gefährdet? 

Ozeanforscher: 
Genau. Die Ozeane und die Atmosphäre arbeiten wie ein fein abgestimmtes System. Störungen in diesem System, wie wir sie durch unsere Emissionen verursachen, führen zu Kettenreaktionen, die das Gleichgewicht, das unser Leben unterstützt, ins Wanken bringen. Die größte Bedrohung ist nicht nur die physische Zerstörung, sondern die Unfähigkeit, rechtzeitig zu handeln, um den Schaden zu begrenzen. 

Sokrates: 
Ich sehe, dass du deine Argumente nicht nur auf Vermutungen, sondern auf solide Beobachtungen stützt. Wenn wir also nichts tun, könnten diese Auswirkungen die Grundlagen unseres Lebens zerstören? 

Ozeanforscher: 
Ja, Sokrates. Das Versäumnis zu handeln ist das größte Risiko. Und genau deshalb muss die Klimakrise als eine der größten Bedrohungen unserer Zeit betrachtet werden. Es geht nicht nur um uns, sondern um die kommenden Generationen. 

Sokrates: 
Es scheint, dass ich doch mehr weiß, als ich dachte. Ich danke dir, mein Freund, für deine Weisheit. Vielleicht ist es nicht zu spät, um zu handeln und die Gefahr abzuwenden, die du so klar beschrieben hast. 

Ozeanforscher: 
Es ist nie zu spät, Sokrates. Aber je früher wir handeln, desto besser sind unsere Chancen, die schlimmsten Auswirkungen zu vermeiden. 

 

 

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