"...aber wenn Deutschland eine Tonne einspart und Polen diese Tonne zusätzlich emittieren darf, ist für das Weltklima es gleich. Also provokant gesagt, wir schalten das effizienteste Steinkohlekraftwerk der Welt ab, damit ein schmutziges polnisches Braunkohlekraftwerk länger und günstiger laufen kann." Lindner im Interview mit Feldenkirchen am 21.1.25
Deutschland spart CO₂, aber nützt das am Ende anderen Staaten? Populisten behaupten gerne, die deutschen Klimaschutzmaßnahmen wären sinnlos, weil andere Länder dann einfach mehr ausstoßen. Doch dieses Argument ist nicht nur irreführend, sondern auch faktisch falsch.
Das Kohleausstiegsgesetz stellt sicher, dass der Kohleausstieg voll und ganz für den Klimaschutz wirkt. Das, was der deutsche Kohleausstieg für den Klimaschutz bringt, wird nicht durch Mehremissionen an anderer Stelle in der EU zunichtegemacht. Dazu gibt es einen Mechanismus zur Sicherung der Emissionsreduktion: die Bundesregierung sorgt dafür, indem sie Zertifikate aus dem Europäischen Emissionshandel (EU ETS) in dem Umfang löscht, wie der Kohleausstieg zu Emissionsminderungen führt. Dies geschieht, soweit die Berechtigungen nicht bereits durch die Marktstabilitätsreserve des EU ETS dem Markt entzogen werden. 2
Der Prozess der Zertifikatslöschung
Die nationale Löschung von Berechtigungen erfolgt über eine Anzeige des Mitgliedstaats bei der EU-Kommission. Der Mitgliedsstaat benennt dafür die stillgelegte Anlage und den Umfang der geplanten Löschung für die Folgejahre. Die Kommission löscht die Zertifikate dann aus dem Auktionsbudget des jeweiligen Mitgliedsstaats.2 Dieser Prozess stellt sicher, dass die eingesparten Emissionen nicht einfach in andere Länder verlagert werden.
Deutschlands Rolle im globalen Kontext
Trotz des vermeintlich geringen Anteils an den weltweiten Emissionen spielt Deutschland eine wichtige Rolle:
- Pro-Kopf-Emissionen: Mit rund 9,7 Tonnen CO₂ pro Kopf und Jahr liegt Deutschland deutlich über dem weltweiten Durchschnitt von 4,8 Tonnen.
- Historische Verantwortung: Deutschland hat seit der Industrialisierung zu fast fünf Prozent zur globalen Erderwärmung beigetragen.
- Wirtschaftliche Stärke: Als eine der stärksten Volkswirtschaften weltweit hat Deutschland eine besondere Verpflichtung zum Klimaschutz.
- Internationale Verpflichtungen: Deutschland hat sich im Pariser Klimaschutzabkommen zu deutlichen Emissionsreduktionen verpflichtet.
Globale Verantwortung statt Scheinargumente
Zudem geht es nicht nur um direkte Emissionseinsparungen. Deutschland ist eine der größten Volkswirtschaften der Welt und technologischer Vorreiter. Wenn hier klimafreundliche Innovationen entstehen, setzen wir weltweit neue Standards. Die Behauptung, Klimaschutz in Deutschland sei nutzlos, ignoriert diesen Hebel.
Klimaschutz ist kein deutsches Opfer, sondern globale Notwendigkeit
Die Vorstellung, dass Deutschlands Klimaschutzbemühungen einfach von anderen Ländern zunichte gemacht würden, ist ein Mythos. Wissenschaftliche Analysen und offizielle Angaben des BMUV zeigen klar: Jede eingesparte Tonne CO₂ trägt zur Senkung der globalen Emissionen bei. Wer etwas anderes behauptet, verbreitet gezielt Desinformation – aus politischen Motiven.