Fundament für Erfolg: Das vorläufige Betonkonzept nach DIN 1045 als Schlüssel zu dauerhaften Bauwerken

Beton

Die Planung und Ausführung von Betonbauwerken erfordert eine sorgfältige Vorbereitung und Dokumentation. Ein zentrales Element in diesem Prozess ist das Betonkonzept, das gemäß den Anforderungen der DIN 1045 erstellt werden muss. Diese Norm bildet die Grundlage für den Betonbau in Deutschland und definiert wesentliche Anforderungen an Beton, seine Herstellung und Verarbeitung.

Was ist ein vorläufiges Betonkonzept?

Ein vorläufiges Betonkonzept ist ein Planungsdokument, das in der frühen Phase eines Bauprojekts spätestens in der LPH6 der HOAI erstellt wird. Es dient als Grundlage für die Kommunikation zwischen Bauherr, Planer, Statiker und ausführenden Unternehmen. Im Gegensatz zum endgültigen Betonkonzept enthält die vorläufige Version erste Festlegungen, die im Laufe des Planungsprozesses konkretisiert und gegebenenfalls angepasst werden.

Zielsetzung des BBQ-Ausschreibungsgesprächs

Die Zielsetzung des BBQ-Ausschreibungsgespräches (Bauherr-Bauüberwacher-Qualitätssicherung) ist die Erarbeitung von Parametern für die Ausschreibung von Betoneigenschaften, den Einbau und die Nachbehandlung von Beton. Dabei werden die projektspezifischen Randbedingungen aus der Planung in einem vorläufigen Betonkonzept berücksichtigt. Insbesondere werden folgende Aspekte einbezogen:

Ableitung von Ausschreibungsinhalten

Aus dem BBQ-Ausschreibungsgespräch und dem vorläufigen Betonkonzept können sich für die Ausschreibung beispielsweise folgende Inhalte ableiten:

  • Spezielle Betonanforderungen für das jeweilige Projekt
  • Ergänzende Prüfungen sowie Häufigkeiten für Sonderbetone, sofern relevant
  • Etwaige Vorlaufzeiten für den Baubeginn in Abhängigkeit von erforderlichen Erstprüfungen, sofern relevant
  • Anforderungen an die Ausführung, sofern relevant (z.B. Fördern des Betons auf der Baustelle, verzögerter Beton, besonders hohe Bewehrungsgrade)

Inhalt eines vorläufigen Betonkonzepts

Ein vorläufiges Betonkonzept nach DIN 1045 sollte folgende Aspekte umfassen:

1. Vorgaben aus der Planung

  • Bauwerksart und Bauteilart
  • Spezifische Bauwerksanforderungen
  • Einwirkungen auf das Bauwerk
  • Bauteilabmessungen
  • Bewehrungsgehalt und Betondeckung

2. Nutzung vorhandener Ressourcen

  • Verwendung von örtlich verfügbaren Materialien
  • Anpassung an regionale Gegebenheiten

3. Expositionsklassen

Die Festlegung der Expositionsklassen ist ein zentraler Bestandteil des Betonkonzepts. Sie beschreiben die Umwelteinflüsse, denen der Beton während seiner Nutzungsdauer ausgesetzt sein wird, wie:

  • XC: Karbonatisierungsinduzierte Korrosion
  • XD: Chloridinduzierte Korrosion (nicht aus Meerwasser)
  • XS: Chloridinduzierte Korrosion aus Meerwasser
  • XF: Frost-/Tausalzangriff
  • XA: Chemischer Angriff
  • XM: Verschleißbeanspruchung

4. Betonfestigkeitsklassen

Basierend auf den statischen Anforderungen und den Expositionsklassen werden vorläufige Betonfestigkeitsklassen (z.B. C20/25, C25/30, C30/37) festgelegt.

5. Architektonische Gestaltung und Oberflächen

  • Anforderungen an Sichtbetonflächen
  • Oberflächenbeschaffenheit und -qualität
  • Ästhetische Aspekte

6. Ausführungstechnische Aspekte

  • Betonierabschnitte und Blockeinteilung
  • Fugenausbildung und Fugenpläne
  • Schalungssysteme und -materialien
  • Betoneinbringung und Einfüllöffnungen
  • Rüttelgassen und Verdichtungsmethoden

7. Konsistenzklassen

Die Konsistenz des Frischbetons wird in Abhängigkeit von der Einbaumethode und den Bauteilgeometrien festgelegt (z.B. F2, F3, F4).

8. Zementart und -menge

Eine vorläufige Auswahl der geeigneten Zementart (z.B. CEM I, CEM II, CEM III) und der erforderlichen Zementmenge, basierend auf den Expositionsklassen.

9. Wasserzementwert (w/z-Wert)

Der maximale Wasserzementwert wird in Abhängigkeit von den Expositionsklassen festgelegt.

10. Betonzusatzmittel und -stoffe

Vorläufige Festlegungen zu eventuell erforderlichen Zusatzmitteln (z.B. Fließmittel, Luftporenbildner) und Zusatzstoffen (z.B. Flugasche, Silikastaub).

11. Nachbehandlung

Grundsätzliche Anforderungen an die Nachbehandlung des Betons, abhängig von den Expositionsklassen und den klimatischen Bedingungen.

12. Jahreszeitliche Einflüsse

  • Anpassung des Herstellungsprozesses an saisonale Bedingungen
  • Maßnahmen bei Betonieren bei niedriger oder hoher Temperatur
  • Schutzmaßnahmen bei besonderen Witterungsbedingungen

13. Besondere Randbedingungen

  • Erschütterungen während des Betoneinbaus
  • Andere projektspezifische Faktoren, die die Betonqualität beeinflussen können

Der BBQ-Prozess im Bauprojekt

Das BBQ-Ausschreibungsgespräch ist ein wesentlicher Bestandteil des Qualitätssicherungsprozesses bei Betonbauvorhaben. Durch die frühzeitige Einbeziehung aller Beteiligten (Bauherr, Planer, Bauüberwacher und Qualitätssicherer) werden die Weichen für ein erfolgreiches Betonbauvorhaben gestellt. Das Ergebnis dieses Prozesses fließt in das vorläufige Betonkonzept ein, das wiederum als Grundlage für die Ausschreibung dient.

Unterschied zum endgültigen Betonkonzept

Das vorläufige Betonkonzept dient als erste Planungsgrundlage. Im Laufe des Planungsprozesses wird es zum endgültigen Betonkonzept weiterentwickelt, das folgende zusätzliche Aspekte umfasst:

  • Detaillierte Betonrezepturen für verschiedene Bauteile
  • Spezifische Anforderungen an die Frisch- und Festbetoneigenschaften
  • Prüfpläne für die Qualitätssicherung
  • Detaillierte Nachbehandlungskonzepte
  • Maßnahmen zur Rissbreitenbegrenzung
  • Konkrete Ausführungsdetails für besondere Anforderungen (z.B. Sichtbeton)
  • Anpassungen aufgrund der Ergebnisse von Eignungsprüfungen

Rechtliche Bedeutung

Das Betonkonzept ist ein wichtiges Dokument im Rahmen der Qualitätssicherung und hat auch rechtliche Bedeutung. Es dient als Nachweis dafür, dass die Planung und Ausführung des Betonbauwerks den anerkannten Regeln der Technik entspricht. Bei Bauschäden kann das Betonkonzept als Dokument herangezogen werden, um die Einhaltung der erforderlichen Sorgfaltspflicht zu überprüfen.

Also

Das vorläufige Betonkonzept gemäß DIN 1045 ist ein entscheidender Schritt in der Planung von Betonbauwerken. Durch den strukturierten BBQ-Ausschreibungsprozess werden projektspezifische Randbedingungen frühzeitig erfasst und in die Ausschreibung integriert. Dies bildet die Grundlage für die weitere Planung und stellt sicher, dass alle Beteiligten ein gemeinsames Verständnis der grundlegenden Anforderungen an den Beton haben.

Die sorgfältige Berücksichtigung aller relevanten Parameter – von den Vorgaben aus der Planung über die Nutzung örtlicher Ressourcen bis hin zu architektonischen Gestaltungsvorgaben und ausführungstechnischen Aspekten – trägt wesentlich zur Qualität und Dauerhaftigkeit des Bauwerks bei. Durch die systematische Erfassung und Dokumentation dieser Faktoren können potenzielle Probleme frühzeitig erkannt und vermieden werden.

Hinweis

Die DIN 1045 wurde in den letzten Jahren mehrfach überarbeitet und teilweise durch die Eurocode-Normen ersetzt. Aktuelle Projekte sollten sich an der aktuellen Normung orientieren, insbesondere an der DIN EN 206 in Verbindung mit der DIN 1045-2 für die Betonzusammensetzung und an der DIN EN 1992 (Eurocode 2) in Verbindung mit der DIN 1045-1 für die Bemessung und Konstruktion von Stahlbetonbauwerken.

 

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